Spiegel Panoptikum Panorama präsentiert der Öffentlichkeit wieder einmal eine Perle islamischer Denke – diesmal aus dem Iran:
„Viele Frauen, die sich nicht angemessen kleiden, verführen junge Männer zur Unkeuschheit und verbreiten Unzucht in der Gesellschaft, was letztendlich zu Erdbeben führt“, sagte der muslimische Kleriker Kasem Sedighi …
„Was können wir tun, um nicht unter den Trümmern begraben zu werden?“, fragte Sedighi demnach während einer Predigt. „Es gibt keine andere Lösung, als Zuflucht in der Religion zu suchen und unser Leben den Moralvorstellungen des Islams anzupassen.“ In Iran sind Frauen verpflichtet, sich von Kopf bis Fuß zu verschleiern. Viele, besonders die jungen, tragen aber eng anliegende Mäntel und lose Kopftücher. „Eine göttliche Autorität riet mir, die Leute zu einer allgemeinen Umkehr aufzufordern. Warum? Weil Katastrophen uns bedrohen“
Zur Erläuterung:
Weil Seismologen warnen, dass ein Erdbeben die Stadt Teheran gefährden könnte, hatte Präsident Ahmadinedschad empfohlen, ein Teil der Bewohner sei gut beraten, sich anderswo anzusiedeln.
Weil ich mich ganz doll anstrenge, bringe ich es fertig, mein Wissen über Plattentektonik zu verdrängen und erwidere:
Was, wenn die „göttliche Autorität“ etwas ganz Anderes meinte mit dem Vorschlag der allgemeinen Umkehr? Was, wenn die „göttliche Autorität“ damit meinte, die muslimischen Männer sollten gefälligst mit Hilfe kompetenter Therapeuten an ihrer Schwanzgesteuertheit arbeiten, anstatt Frauen vorzuschreiben, wie sie sich zu kleiden haben?
(Autorin flüstert ganz leise) Ach, und, Herr Sedighi: Es stimmt natürlich, dass Frauen Erdbeben auslösen können, aber das ist ganz anders gemeint, und wenn Sie ein guter Liebhaber wären, wüssten Sie das. Da wackelt dann aber lediglich das Doppelbett.
Die Empfehlung von Herrn Ahmadinedschad empfinde ich übrigens als pfiifig, aber hinterlistig: Ich meine, er empfiehlt, ein Teil der Bevölkerung solle umsiedeln. Jaha. Aber wer sind denn die, die auf ihn hören? Seine Fans. Die, die ihn völlig bekloppt finden die ihn nicht wählen würden, weil sie seine Ansichten nicht teilen, werden gewiss nicht auf ihn hören – die bleiben dann dort.
So wird man lästige Gegner los, gell? Wenn das Erdbeben dann tatsächlich eines Tages stattfindet, werden sie ja sehen, was sie davon haben, und wenn danach Herr Ahmadinedschad noch zur Wahl steht, dann ist ja klar, wer etwas davon hat. Durchsichtiger hatten wir es wohl nicht, nein?
Meine Empfehlung an die Bürger Teherans: Hören Sie, was Erdbeben angeht, lieber auf Seismologen.
Doch, ab und an lohnt sich ein Blick in Panorama-Meldungen. Es ist zwar schon länger her, aber einst fand ich woanders diese tolle Idee aus Saudi-Arabien.
Zum Thema passt auch dieser Beitrag vom Brights-Blog.
Schlagwörter: Aberglaube, Ahmadinedschad, Erdbeben, Frau, Glaube, Iran, Islam, Religion, Schleier, Sex
20. April 2010 um 3:46 pm |
Und was haben die Isländerinnen getan, um den Vulkan ausbrechen zu lassen? Gangbang auf dem Gletscher?
20. April 2010 um 4:02 pm |
Wenn das so ist, will ich mir gar nicht vorstellen, wie die Thailaenderinnen damals den Tsunami ausloesten.
Wobei, wie war das mit Noah und der Sintflut?
20. April 2010 um 4:42 pm |
Frankie,
das ist aber eine rutschige Angelegenheit.
nagelneuestestament,
beim Hurrikan Katrina gab es ja auch entsprechende Gerüchte über göttliches Eingreifen ob des Sündenbabels New Orleans.
20. April 2010 um 5:10 pm |
Slippery when wet …
20. April 2010 um 4:09 pm |
nein, Männer sind stets unschuldig Frankie, auf dem Ejakulat äh Eyjafjallajökull das muss lesbische Liebe gewesen sein…
20. April 2010 um 4:48 pm |
Der Vulkan spritzt Zeugs in die Gegend, eine Menge (Weih-)Rauch gibt es auch, Zeugs fährt zum Himmel auf:
Da geht es eher zu wie in der katholischen Messe.
20. April 2010 um 5:11 pm |
Kommentarlos Kommentar der Woche!!
21. April 2010 um 7:04 am |
…und weil keiner mehr fliegen kann, muessen alle uebers Wasser wandern. Wie der Chef damals.
21. April 2010 um 8:27 am |
Also bitte, übers Wasser gehen zu können gehört doch zu Grundausstattung!
4. Mai 2010 um 8:06 pm |
„Männer sind stets unschuldig Frankie, auf dem Ejakulat äh Eyjafjallajökull …“
Soweit ich weiß, hat der Vulkanname irgenwas mit „Fellatio“ zu tun, und das machen ja auch gerne manche Männer (manche sogar aktiv!)
Also, da ist schon was dran.
20. April 2010 um 7:01 pm |
Ähm, das Ganze wirkt auf mich aber doch eher so, als ob diese Aussage der oft blumigen Ausdrucksweise im arabisch-muslimischen Kulturkreis geschuldet sein könnte. Es ist durchaus denkbar, dass der Hanswurst ja sowas wie ein „gesellschaftliches Erdbeben“ meinte, eine auch hierzulande nicht seltene stilistische Konstruktion. Zumal der Spon-Artikel nur äußerst bruchstückhaft aus der Predigt zitiert.
Klar, es kann natürlich auch sein, dass der gute Herr Sedighi tatsächlich daran glaubt, dass Unzucht regelrechte physikalische Erdbeben hervorruft. Was religiöse Eiferer angeht, wundert mich ja schon lange nichts mehr. Aber dieser Spon-Artikel hier… klingt irgendwie „herbeigeschrieben“, wie man so schön sagt.
Das ändert natürlich nichts daran, dass es in der Predigt offensichtlich ganz knallhart um die Rechtfertigung und Intensivierung der Frauenunterdrückung geht und dass dieser Sedighi ein ausgemachtes Arschloch ist.
21. April 2010 um 12:51 pm |
Oder ist es eine Verwechslung? Vielleicht sehen sich die
arabischenFarsi-Wörter für „Hose“ und „Erde“ ja zum Verwechseln ähnlich, und Herr Sedighi hatte die falsche Brille auf.Das ist aber nur eine Mutmaßung, da
arabischefarsische Schriftzeichen mangels Kenntnissen für mich prinzipiell wie das gestickte Muster am Rande von Tischdecken aussehen.21. April 2010 um 1:40 pm |
Hose (bantaluhn): بزطاوز
Erde (turba): تبوبْ
23. April 2010 um 7:20 pm |
bantaluhn: Ist das verwandt mit pantalones?
turba: Turbane kenne ich – wegen ihrer Form Kopfglobusse genannt?
Gut, die Lesebrille können wir jedenfalls ausschließen, aber für eine Tischdeckenumrandung wäre es schon dekorativ.
21. April 2010 um 9:24 am |
Ich wusste es schon immer und endlich gibt es die Bestätigung: Frauen sind an allem schuld 😉
Ganz ernshaft: das sind doch Argumente aus unserem Mittelalter … Ich sehe keinen Grund mich darüber aufzuregen vor allem nicht über die Entfernung. Das würde dem, der das gesagt hat unnötige Aufmerksamkeit zuteil werden lassen, die er nicht verdient hat.
Ich selbst habe ja die Überzeugung, daß das nicht stimmt.
Das er(d)bebende Doppelbett ist natürlich was anderes 🙂
21. April 2010 um 12:48 pm |
Wenn es für die Frauen unter Klamottenzwang im Iran doch nur auch so leicht wäre!
21. April 2010 um 3:23 pm |
Das ist richtig. Nur kann ich ihm von hier aus eh nicht die Meinung sagen, oder etwas an der Situation ändern. Aber ich mu0 ihm nicht auch noch die Aufmerksamkeit schenken, die er haben will.
Wenn er mir gegenüber sitzen würde, wärs was anderes.
21. April 2010 um 1:24 pm |
Also ich korrigiere meine geschätzen Vorkommentatoren ja nur ungerne, aber ich muß doch darauf hinweisen, daß nicht etwa Frauen die Erdeben auslösen, sondern die unkeuschen jungen Männer. (Das würde dann auch erklären, warum junge Moslems häufiger als junge Atheisten in die Luft fliegen.)
Frauen können nur zur Unkeuscheit verführen. Jedenfalls im islamischen Kulturkreis. In aufgeklärten Nationen hingegen dürfen Frauen auch mal einen Vulkan in die Luft fliegen lassen. 😉
Gut, daß wir das richtig gestellt haben.
21. April 2010 um 2:45 pm |
Pöh.
21. April 2010 um 1:32 pm |
Soweit ich weiß, können unverschleierte Frauen sogar Vulkanausbrüche herbeiführen. Muß ich deutlicher werden? – Herr Achmanisdasdoof, übernehmen Sie!
21. April 2010 um 1:46 pm |
Diese Eruptionen finden allerdings unter der Guertellinie statt.
21. April 2010 um 1:39 pm |
Irgendwo hörte ich gestern die trockene Bemerkung: »Erdbeben? So eine Nachbarin hatte ich auch schon mal.« 😉
23. April 2010 um 10:40 am |
Die besten Weiber hat eben immer der Nachbar.
23. April 2010 um 11:22 am |
stefanolix, Herr Schwarzer,
vielleicht würde es Ihnen helfen, auf dieselbe Etage zu ziehen?
23. April 2010 um 7:00 pm |
Schön, daß sich so viele darüber lustig machen. Leider werden Frauen im Iran aufgrund, naja, aufgrund von nichts, gefoltert, vergewaltigt, unterdrückt. Das die Aussage an sich an Blödheit nicht zu überbieten ist, steht außer Frage.
23. April 2010 um 7:14 pm |
Waren es nicht immer schon die Gaukler und Hofnarren, die Unterdrückern die Maske abrissen und sie lächerlich gemacht haben?
Ich handle da im besten Eulenspiegelschen Sinne mit dem Versuch, Übeltäter an die Wand zu lachen.
Dass Komik nicht ohne Wirkung ist, zeigt der Karikaturenstreit.
23. April 2010 um 7:07 pm |
@buchstaeblich: Im Iran spricht man Farsi und nicht Arabisch
23. April 2010 um 7:11 pm |
Danke für den Hinweis. Ich räume ein, dass ich beide Sprachen akustisch nicht zu unterscheiden vermag, bringe aber eine Korrektur im Text ein.
24. April 2010 um 8:19 pm |
@buchstaeblich: Ich verstehe durchaus Deine Absicht. Nur leider ist es so, daß solche dummen Gründe dazu verwendet werden, weiterhin Frauen im Iran zu unterdrücken, um genauer zu sein, die Jugend mit religiös gefärbten Gründen kleinzuhalten. Die Religionswächter benutzen solche, um spontane Verhaftungen vorzunehmen. Komischerweise hängt das auch noch von der Region ab. Teheran ist im großen und ganzen toleranter.
Ich habe das auch nicht als direkte Kritik gemeint. Übrigens: Farsi heißt auf Deutsch Persisch :).
25. April 2010 um 12:20 pm |
Ich muß leider nochmal nachfragen: Was hat der Karikaturenstreit denn bewirkt?
26. April 2010 um 4:08 pm |
Dass sich ein paar Leute mehr an den Kopf greifen ob der abstrusen Denkweise, die der Islam so mit sich bringt?
Dass ich u. a. auch dadurch Lust bekommen habe, hier und da lästerliche Artikelchen zur Verarbeitung des eigenen Entsetzens ob solchen Wahnsinns zu schreiben, hier in meinem privaten kleinen Endverbraucherlein-Blog jenseits von journalistischem Anspruch?
Dass Sie sich für mein Blog interessieren?
Dass sich die Spreu vom Weizen trennt, und Leute, die mich furchtbar finden, mir von der Pelle bleiben, weil ich so seltsame Dinge aufschreibe?
Für alles Andere fragen Sie doch einfach Experten.
26. April 2010 um 9:28 pm |
Wie fange ich das jetzt an… nun ja, da ja jede Empfindung subjektiv ist, erlaube ich mir, Ihre Antwort als aggressiv zu empfinden.
Zum ersten Absatz: Empfinde ich als unfair, denn letztendlich gibt es DEN Islam genausowenig wie DAS Christentum. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich empfinde das auch als falsch und abstrus, aber ich bin auch nicht der Maßstab. Und die „Kritik“ an der Karikatur kam aus allen Kreisen der islamischen Welt, nicht nur aus dem Iran.
Zu Absatz 2: Kein Problem damit.
Zu Absatz 3: Auch, aber nicht nur deswegen.
Zu Absatz 4: Kann ich nicht zu sagen, ich finde es weder seltsam noch furchtsam.
Zu Absatz 5: Welches andere? Ich erwarte doch keine Analyse auf theologischer Ebene. Ich bin von dem Thema (obwohl ich es nicht mehr sein sollte) emotional betroffen.
Letztendlich wollte ich nur eine Meinung/Stellungnahme hören, was die Sie ja abgeliefert haben.
Vielen Dank!
27. April 2010 um 12:03 am |
Na ja, Vizioon, ich will Dir nicht zu nahe treten, aber das ist schon so ein Totschlagsargument, dieser dumpfe Nominalismus:
– Als jemand, der den (sunnitischen, schiitischen, alevitischen, salafistischen, wahabitischen, sufistischen etc.) Islam ganz gut kennt bzw. seit 30 Jahren studiert (ja, ja, auch den Qu’ran und die Hadithe!), finde ich die Schutzbehauptung, „DEN Islam“ gäbe es ja gar nicht, immer etwas demagogisch.
Klar, DEN HUND gibt es auch nicht, es „gibt“ nur Pudel, Dackel, Doggen, Pitbulls und Möpse – Nur: dennoch! – wird niemand bestreiten, daß es etwas allen Caniden Gemeinsames gibt, oder? Das mittelalterlich-regressive und repressive Frauenbild zum Beispiel ist praktisch ALLEN Sorten und Versionen des Islam gemeinsam; und –
das WISSEN doch auch Alle!
27. April 2010 um 11:47 am |
Danke fürs Beispringen, 6kraska6!
Ich hatte nämlich – was Leser/in Vizioon offensichtlich bei der Lektüre nicht von allein eingeleuchtet hatte – wirklich vorausgesetzt, dass der geneigte Leser schon bemerkt, dass ich darauf hinauswollte, dass religiöse Systeme, so sie fundamentalistisch zu „ismen“ hochgezwirbelt werden, eben Stilblüten mit bestimmten Nuancen hervorbringen.
Da hat der Islam nun einmal speziell geprägte Stilblüten, genau wie der christliche oder jüdische Fundamentalismus, der Buddhismus, der Was-auch-immer-ismus, um nun nicht sämtliche Weltreligionen einzeln aufzählen zu müssen – die Auswüchse sind immer irgendwie speziell vom jeweiligen Glaubenssystem geprägt.
30. April 2010 um 7:16 pm |
@buchstaeblich: stimmt wohl, darum ging es mir auch gar nicht.
@6kraska6: Das ist ein erbärmlicher Vergleich, und er erinnert mich an Vergleiche, die aus dem dritten Reich stammen. Und ich weiß das nicht (also WISSEN es nicht Alle), denn ich kenne Muslime, die ihre Frauen und Töchter höher einschätzen als sich selbst.
4. Juni 2010 um 2:17 pm |
Solange die Doppelagenten und Kinderschänder wie Arash Sarhaddi von dem BND supportet werden, was erwartet man von den Ayatollahs?