Ab in den Urlaub, natürlich!
Die Luft war dann doch allzu dünn geworden im Mixaschen Olymp nach der Leugnung, jemals physische Gewalt gegen Minderjährige ausgeübt zu haben, wie man es überall, aber auch in der Augsburger Allgemeine hatte lesen können:
„Ein Priester muss gewaltlos sein. Ich habe mich daran immer gehalten. Deshalb habe ich zu den Vorwürfen, die aktuell gegen mich erhoben werden, ein reines Herz.“ Und auf die Nachfrage: „Waren Sie gewalttätig?“, antwortete er: „Nein. Die erhobenen Vorwürfe erschüttern mich, weil ich zu keiner Zeit körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in irgendeiner Form angewandt habe.“
Mit dem Watsch’n-Geständnis vom 16.April hat er dann sich selbst als Lügner entlarvt. Denn wer lügt, sollte ein gutes Gedächtnis haben und sich des präzisen Wortlautes der eigenen Worte erinnern können, wenn man in die Galeere zum Zurückrudern muss. Wer wollte ernsthaft behaupten, Ohrfeigen seien nicht „irgendeine Form“ von körperlicher Gewalt?
Ganz Deutschland, allen voran die Medien, aber auch Kleinbloggershausen stand mit erhobenen Brauen am Rand und wartete, dass etwas passierte. Außer ein paar Kirchenaustritten passierte aber nicht so richtig viel.
Die Diskussion am Nebentisch aber, in der es darum ging, dass Herr Mixa außer gewalttätig und verlogen obendrein auch noch Gelder der katholischen Kirche verschleudert hat, indem er völlig überteuerte Kunstwerke mittels Griffen in den Etat der Schrobenhausener Jugendhilfeeinrichtung gekauft hat. Kunstwerke, die sich dann doch im Pfarrhaus irgendwie besser gemacht haben. Diese Diskussion hat die Institution Kirche, Sektion Deutschland, dann doch aufgescheucht zu einem Gespräch mit Herrn Mixa.
Kinder hauen, lügen, alles halb so schlimm, aber die eigene Clique um Geld bescheißen? Da hört der Spaß offensichtlich auf, meint auch der Stern, da spricht Herr Zollitsch dann doch lieber ein Machtwort und legt den Rücktritt nahe.
Da half es dann auch nicht, dass Mixa immerhin noch etwas gut hatte im Verein, hatte er sich doch Anfang des Jahrtausends als Handlanger im Geldschmuggel versucht:
Treffende Worte für ein gelungenes Fazit zur Sachlage findet die Zeit:
Was bislang jedoch völlig fehlt, ist ein Wort der beiden leitenden Bischöfe dazu, was aus dem Fall Mixa tatsächlich spricht: Dass Teile der Amtskirche mit der Botschaft gebrochen haben, für die sie stehen sollten; dass der Schutz der Schwachen, der Einsatz für den Nächsten zurückgetreten sind hinter den Hunger nach Macht und die Sicherung der Institution.
Damit das nicht ganz so offensichtlich wird, hat man Mixa zum Rücktritt aufgefordert, der nun wohl zunächst in den Urlaub und dann in der Versenkung verschwinden dürfte, Gras darüber wächst, neue Säue durchs deutsche Dorf getrieben werden, und ein neuer Besen durchs Erzbischoftum fegt.
Und nun? Wird jetzt alles besser?
Nun, ein Neuer muss her. Der wird rekrutiert aus den nachgewachsenen jungen Trieben deutscher Priesterschaft. Etwas jünger, wahrscheinlich. Besser rhetorisch geschult, glatter und argumentationssicherer. Der vielleicht mit etwas hipper erscheinendem Auftreten für den Machterhalt des Hardlinertums der ewiggestrigen Institution sorgen kann. Man wird sehen. Vielleicht findet sich ja ein boygroupverdächtiger Pop-Bischof oder dergleichen.
Einstweilen schließe ich mich dem an, was Evolutionäre Humanisten Berlin-Brandenburg e. V. macht und erhebe die Hand zum Winke-Winke für Herrn Mixa, dem Bischof, den nicht einmal die katholische Kirche braucht.
Schlagwörter: Katholizismus, Kirche, Mixa, Rücktritt
22. April 2010 um 6:30 pm |
Du deutest da etwas an, was ich genauso sehe: Mixa ist für den kath. Klerus ein willkommener „Prügelknabe“, der die Wut der Leute auf sich zieht und so von der weiterbestehenden strukturellen Unchristlichkeit der Sekte ablenkt. Er nimmt für eine Weile das Feuer vom Papst, vom Zölibat, von der autoritären, frauenfeindlichen und rechtsextremen Bande. Sie hoffen, daß die Leute meinen, daß jetzt erstmal alles gut sei.
Und ich hoffe, daß sie sich da gewaltig täuschen.
22. April 2010 um 7:45 pm |
Danke,
dann habe ich es wohl auf den Punkt formuliert. Darum ging es mir: Darstellung des Sachverhalts unter Vermeidung des Wortes „Bauernopfer“.
😉
23. April 2010 um 9:42 am |
@rauskucker: Das denke ich auch … abgesehen davon, daß er verdientermaßen gehen muß, zieht er gerade auch unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich – ein Umstand, den ich (indirekt) auch bei mir anprangerte.
Nichtdetsotrotz ist „nett“ zu sehen, daß auch die höchsten Kirchenamtsinhaber „nur“ menschen und sehr fehlbar sind … je einflußreicher, desto mehr.
23. April 2010 um 11:19 am |
Wenn die Vereinsmitglieder doch auch so schlau wären. Aber dies Argument kommt immer nur um das hierarchische System als solches zu schützen – wahlweise ist es menschlich oder göttlich, aber gerechtfertigt wird immer.
23. April 2010 um 5:34 pm |
Hmm – ich glaube, daß Du meine Aussage nicht ganz richtig verstanden hast – die Anführungszeichen beim „nur“ sind wichtig. Sie sollen verdeutlichen, daß diese, von denen die Rede ist, sich für etwas Besseres halten, irgendetwas ziwschen Gott und Mensch.
Ich bin der Letzte der die Typen mit dem Argument entschuldigt.
23. April 2010 um 5:58 pm |
Das hatte ich schon richtig verstanden. Ich bezog mich darauf, dass die Kirche bei Verfehlungen gern auch mal menschelt, wenn es passt, andererseits verheiligt, wenn das besser passt – Hauptsache, man kann sich herausreden, und wenn man Dinge noch so verdrehen muss.
23. April 2010 um 12:33 pm |
Ich hoffe ja dass die Rechnung mit dem „Bauernopfer“ nicht aufgeht…. Von wegen wir opfern einen und dann haben wir Ruhe. Da sind noch mehr schwarze Schafe… äh Priester
23. April 2010 um 12:59 pm |
Ruhe bekommt, wer in Ruhe gelassen wird – es ist also an den Kritikern, ob sie auf Ablenkungsmanöver hereinfallen oder wach und dran bleiben.
23. April 2010 um 1:39 pm |
Es sah ja aber irgendwie lange danach aus, dass nichts passieren würde. Das mit den Kunstwerken hatte ich nur mal nebenbei gelesen, aber dass das mit einer der Auslöser war, wusste ich gar nicht mehr. Dabei ist das alles doch graderst passiert. Letztendlich zählt ja aber nur, dass eine Mixakopie ins Amt kommt und sich nichts ändert! Juhu!
23. April 2010 um 2:18 pm |
Die müssen jetzt halt rasch einen Nachwuchs klonen.
Wie sie sonst an Nachwuchs kommen, weiß ich ja nicht.
😉
23. April 2010 um 4:20 pm |
Mixa tritt zurück. Liebe Kinder, bitte nicht hinter ihn stellen!