Morgen geht es los, die Fußballfrauen um Silvia Neid treten an, die 2006 und 2010 auf Platz 3 gelandete Herren-Mannschaft erneut zu rächen und möglicherweise mit dem 3. WM-Titel in Folge einen Hattrick zu landen. Das Stadion wird voll beim Auftaktspiel gegen Kanada, in vielen Städten Deutschlands gibt es wieder Rudelgucken, und in wievielen Privathäusern, Gärten etc. die Menschen zusammenfinden, um mitzufiebern, weiß ich jetzt auch nicht.
Ich bin dabei, wenn um 18.00 Uhr angepfiffen wird. Also, vorm Fernseher.
Vielleicht im Garten, mit den Nachbarn, bei Scheißwetter drin, auch mit den Nachbarn. Leidenschaftlich: Schlaaaaand, oh, Schlaaaaand, ich bin von dir begeistert! (Letzteres bezieht sich ausschließlich auf die beiden Fußball-Nationalelfen – ob die übers Spielfeld fliegen können? Egal!)
Nicht, weil Frauen-Fußball meine größte Leidenschaft wäre. Aber weil man beim Fußballgucken so schön leidenschaftlich sein kann. Ein Gemeinschaftserlebnis in einer großen Gruppe, mitfiebern, Hymnen singen, Aufregung („Mach ’n rein! Los, lauf, lauf …!“, „Boah, zwischen die Pfosten, nicht drumherum, Kerlokiste!“), Jubeln – also: Aufspringen, laut kreischen, Toooor! und Jaaaa! brüllen (im öffentlichen Raum, ohne angestarrt oder verhaftet zu werden!).
Das ist so eine Art Psychohygiene für mich, so ähnlich wie durch Unterführungen radeln und dabei laut kreischen. Doch, sowas braucht auch der eine oder die andere Atheist/in. Bloß, dass man dabei so prima ohne Götter und Legenden auskommen kann. Ohne Fußball-Legenden natürlich nicht. Ach, Sie wissen schon.
Unter Fußballern scheint längst klar zu sein, was besser ist – Fußball oder Religion:
Der SC Rot-Weiss Nienborg e. V. 1923 hat, wie mir eine Suchmaschine verriet, eine spezielle Einstellung zum Fußball:
Ersetzt der Fußball nicht schon längst für weltweit viele Millionen Menschen die Religion? Die Kirchen werden immer leerer, in den Stadien werden Jahr um Jahr die Besucherrekorde gebrochen.
Und das ist m. E. alles andere als ein Wunder!
Gruppenerlebnisse mit Singen und Trinken glauben ja gern irrtümlich Gläubische Religiöse für sich gepachtet zu haben. Aber statt eines Schlückchens schlechten Messweins unter zweifelhaften hygienischen Bedingungen und verquastem Gequatsche, Ritualgymnstik und schlimmer Musik kriegt man beim Fußball eine mitreißende Show und ein gescheites Bier. Wahrscheinlich deshalb rennen natürlich auch massenhaft Religiöse am Wochenende in die Stadien oder gucken Sportschau. Man müsste da mal Umfragen oder Hirnscans unter religiösen Fußballfans machen, ob sie sich nach dem Gottesdienst oder nach einem Fußballspiel besser fühlen. (Gibt es so etwas? Her mit den Links!).
Fußball groovt. Und Die Sommermädchen sind optimistisch – Wir werden wieder Weltmeisterin!
Die Treasure Isle Band ist auch total begeistert, die singen: Wir laden die Welt ein!
Freuen wir uns also weltanschauungsübergreifend auf einen tollen Frauenfußball-Sommer und drücken wir unseren Ladies die Daumen.
So übersteht der Fußballjubelfreudige nämlich auch viel leichter die bundesligafreien Wochen, bis es endlich wieder losgeht mit:
Ja, dieses Lied ist irgendwie bescheuert. Aber es ist schön bescheuert! Und voller Herzblut!
Bernd Harder von der GWUP ist sich übrigens sicher, dass es morgen beim Spiel nicht knallen würde, aber der meint etwas Anderes. Dass unsere Damen den einen oder anderen Ball ins gegnerische Eckige knallen mögen, hoffen wir doch schon!
Auf dem Atheist Media Blog vernahm ich zwar, die WM werde morgen mit einem Eröffnungs-Religionsspektakel eröffnet, damit Bundespräsident Wulff seinem großen Hobby frönen kann, aber das heißt ja nicht, das das Spiel nicht trotzdem toll werden kann:
Beten macht ja bekanntlich nichts.
Schlagwörter: Atheismus, Frauen-Fußball, Fußball, Hymne, Religion, Rudelgucken, Silvia Neid, Weltmeisterin, WM 2011
26. Juni 2011 um 12:32 am |
Fußball ist schon deswegen besser, weil ich da nicht so zeitig aufstehen muss und mir Bier / Radler weitaus besser schmeckt als Wein und die Trainerin sicher hübscher ist als jeder Pope.
Also dann auf ein gutes Spiel – prost!
26. Juni 2011 um 1:13 am |
Und: La Ola ist die definitiv bequemere Ritualgymnastik im Vergleich zum Auf-und-nieder-immer-wieder-Geknie so mancher Religion.
Ausgelassener ist Fußballjubeln allemal: Ooooooleeoleeoleeolee!
Prösterken!
26. Juni 2011 um 1:45 pm |
Mein inzwischen 40jähriger Sohn erinnerte sich gerade gestern an seine Kirchenbesuche mit der Oma in der Kindheit – er fand das ständige auf und ab mit Knieen und Aufstehen auch blöd.
26. Juni 2011 um 2:05 pm |
Das arme Kind! Ich hoffe doch, es gab eine Heilmethode?
26. Juni 2011 um 4:02 pm |
Schlecht, wenn er es erst mit 40 erzählt und immer allein mit der Oma in der Kirche war. Die hat sich durch jahrelange Gewohnheit trotz 56 Jahre mehr in den Knien nieeeeeeee beschwert.
27. Juni 2011 um 10:04 am |
…dürfte ich, ausnahmsweise, meinen Senf beisteuern?
http://6kraska6.wordpress.com/2011/06/26/sex-sexismus-frauenfusball/
Danke!