Heimkind-Demo in Berlin und Neues vom Mixa


700.000 bis 800.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland waren in der Nachkriegszeit bis hinein in die Mitte der 1970er einem System aus Gewalt, Entmündigung und Ausbeutung ausgesetzt.

Dieser Artikel in der RP ist schon ein paar Jahre alt. Viel hat sich seitdem nicht getan, aber die ehemaligen Heimkinder Deutschlands haben sich inzwischen organisiert.

Sie demonstrieren heute in Berlin, um endlich Anerkennung und Entschädigung für erlittenes Leid zu erhalten, dass durch seine Folgen für viele bis heute nicht überwunden ist.

Große Hoffnungen auf Entschädigung für Misshandlungen, Missbrauch, Zwangsarbeit haben die Betroffenen nicht

Die Forderungen der Betroffenen kann man bei den Evolutionären Humanisten nachlesen.

Und auch im besonders pikanten Misshandlungsvorwurf gegen Bischof Walter Mixa gibt es Neuigkeiten:
Nachdem eine 8. Person sich zu Prügel-Attacken durch Bischof Mixa gemeldet hat, distanziert sich das Kinder- und Jugendhilfezentrum Schrobenhausen von Bischof Mixa.

Sogar aus den Reihen der CSU legt man ihm eine Stellungnahme zu den Misshandlungsvorwürfen nahe. Ex-Wissenschaftsminister Thomas Goppel sagte in seiner Eigenschaft als Sprecher des christsozialen Katholikenkreises laut Focus der Süddeutschen Zeitung:

„Für den Bischof ist das jetzt der allerletzte Zeitpunkt, wo er noch reinen Tisch machen kann.“ Mixa müsse aus der selbstgewählten Wagenburg herauskommen. Nur so könne er seine Glaubwürdigkeit zurückgewinnen. „Weiteres Schweigen verschlimmert nur die Ausgangslage.“

Juristisch gesehen gilt für Bischof Mixa natürlich genauso die Unschuldsvermutung, solange er keiner Fehlhandlung überführt ist.

Aber – und ich gebe bekanntlich ungern CSU-Kreisen recht – glaubwürdiger wird der Herr Mixa natürlich nicht durch sein Verhalten des (Ver-)Leugnens und vollmundiger Angebote, über Ostern für die zu beten, die ihn anklagen.

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25 Antworten to “Heimkind-Demo in Berlin und Neues vom Mixa”

  1. Frankie Says:

    Kastrieren und zehn Jahre Zuchthaus.

    • buchstaeblich Says:

      Vergessen wir hier mal nicht, dass ganz viele der Gewalt ausübenden Personen inzwischen nicht mehr leben, bzw. im einem Alter und Gesundheitszustand sind, der Haftfähigkeit in Frage stellt.

      Zuchthäuser gibt es in Deutschland nicht mehr, Kastration sieht das StGB nicht vor und wäre bei Nonnen aufgrund ihres Geschlechts eine fragwürdige Lösung.

  2. buchstaeblich Says:

    Aber vor allem: Entschädigungen für die Opfer!

    • verhaltensoriginell Says:

      Es gibt keine adäquate Entschädigung für diese Erlebnisse. Ich hatte selbst die „Ehre“ in der Piusbruderschaft aufzuwachsen, kein Zuckerschlecken…

      • buchstaeblich Says:

        Adäquat gewiss nicht. Aber davon abgesehen, dass Therapeuten teuer sind und Misshandlungsfolgen auch ansonsten teuer sein können und eine finanzielle Abgeltung einige finanzielle Not lindern könnte:
        Es würde m. E. den Opfern eine gewisse Erleichterung geben, zu sehen, dass sie ernst genommen werden und dass „die andere Seite“ eine Form von Bestrafung erhält und Wiedergutmachung zumindest versucht wird.

  3. Frankie Says:

    Und, gehört zwar nicht zum Thema, Mörder-Merkel hat die nächsten vier Männer auf dem Gewissen, das sie nicht hat.

  4. Frank Jermann Says:

    Langsam, langsam, Leute. Noch ein paar solche Kommentare und jemand fordert die Einführung der Blutrache …

    Einen kühlen Kopf zu bewahren wäre sicher angemessener, Namensvetter.

    -Frank

    • buchstaeblich Says:

      Mein Kopf ist total kühl, nur die Daumen sind ein wenig strapaziert. Die drücke ich nämlich den Ex-Heiminsassen dafür, dass sie mehr Anerkennung und Aufarbeitungsmöglichkeiten erfahren.

  5. Frankie Says:

    Ich tu einen Eiswürfel drauf.

  6. wirrklich Says:

    Eine Entschädigung kann sich die Kirche ohnehin nicht leisten – es sind einfach zu viele Opfer. – Was wichtiger ist als die Entschädigung: Bestrafung der Täter und Rücktritt aller Verantwortlichen, die die Sache versucht haben zu vertuschen oder deren Rolle in den Skandalen uneindeutig ist. Mixer, Zollitsch, Ratzinger sind solche Kandidaten.

    • Frank Jermann Says:

      Das ist ein stimmungsmachender Kommentare — und er sorgt bei mir nicht für blendende Laune.

      1. „Die Kirche“ — ist denn bereits festgestellt worden, wer rechtlich verantwortlich ist für die Übergriffe?

      2. Wenn die Kirche verantwortlich ist — wieso soll sie dann keine Entschädigung leisten können?

      3. „Zu viele Opfer“ — wieviele sind es konkret?

      4. „Bestrafung und Rücktritt“ von allen, „deren Rolle in den Skandalen uneindeutig ist“ — hmm, da melde ich rechtsstaatliche Bedenken an. Und wenn die nicht akzeptiert werden, wird vielleicht der Hinweis auf die nach ähnlichen Prinzipien arbeitende Inquisition nachdenklich genug machen, um den aufgebrachten Mob etwas zu bremsen. Nun, bei so einfach strukturierten Vergeltungsrufen wie „kastrieren“ habe ich allerdings Zweifel, ob ein Nachdenken hilft.

      Damit mir nichts Falsches unterstellt wird: Ich hege nicht den Hauch von Sympathie für die aufgedeckten Misstände. Ich habe aber genauso wenig Respekt vor den Rabauken, die ihr gesundes Volksempfinden bei einem netten Treffen an der Dorflinde ausleben möchten.

      -Frank

      PS. Als Inhaber dieses Blog hätte ich hier spätestens moderierend eingegriffen, als (die mir nicht sympathische) Frau Merkel als Mörderin bezeichnet wurde. Schon aus Eigenschutz …

      • Frankie Says:

        Fast touchè! Ich habe ihr einen Spitznamen gegeben und sie nicht als Mörderin bezeichnet. Gerd Müller als Bomber der Nation ist ja auch kein Flugzeug. Aber gut, dann ein moderateres Mittel. Für jeden gefallenen deutschen Soldaten werden fünf Bundestagsabgeordneten dauerhaft die Diäten gestrichen und damit die Angehörigen der Gefallenen versorgt. In Windeseile würden sich alle Parteien einig sein, dass ein Militäreinsatz in Afghanistan völlig sinnlos ist.

      • buchstaeblich Says:

        Danke fürs Moderieren, Herr Jermann, ich bin ja nicht ständig hier.

    • buchstaeblich Says:

      Das hier:
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,686793,00.html
      sollte reichen für Entschädigungen.

  7. Frankie Says:

    Hat eine solche Institution, in der Missbrauchsfälle keine Ausnahme, sondern massenhaft auftritt, überhaupt noch eine Daseinsberechtigung? Ich hoffe auf massenhaft Kirchenaustritte.

  8. verhaltensoriginell Says:

    Das ist eine Möglichkeit Frau Buchstäblich, als einzig und allein angebrachte erachte ich allerdings, dass sich aufrichtig in aller Reue entschuldigt wird (der letzte Hirtenbrief das Papstes war ja mal das genaue gegenteil) und das sie versprechen und dafür sorge tragen, dass so etwas nie nie nie mehr in ihrer Institution geschieht….
    Da der Papst mit den Piusbrüdern sympathisiert und die schon länger für solche Fälle bekannt sind, wage ich zu bezweifeln das dergleichen geschieht!

    @ Frankie, nein eine Daseinsberechtigung hat die Kirche (egal welche) für mich nicht vorallem nicht in einer solchen staatl. geförderten Form wie das hier bei uns der Fall ist. Wir sollten in unseren Forderungen aber realistisch bleiben

    • Frank Jermann Says:

      Danke für die bedachten und ausgewogenen Worte. Das hebt sich in dieser Diskussion wohltuend ab.

      Eine Daseinsberechtigung der Kirche (oder welcher Organisation auch immer) aus einer einzelnen, persönlichen Position heraus zu beurteilen, hilft nicht weiter. Ein Schritt zur Seite, eine andere Person — und schon wird man auf eine Gegenmeinung treffen. So bleibt nicht viel mehr übrig, als die Situation der Kirche zu analysieren, die Bestrebungen der Regierungen zu erkennen und vielleicht ein wenig zu vergleichen (um nicht ganz in Hoffnungslosigkeit zu versinken). Ich will’s in aller Kürze versuchen:

      1. Situation der Kirche
      Der Kirche ging und geht es um Macht, Religion war und ist Mittel zum Zweck. Die Machtposition der Kirche schwindet seit langem — und sie ist kaum in der Lage, das zu verhindern. Eine immer grössere Aufgeklärtheit führt zu Mitgliederschwund — Skandale wie die gerade diskutierten beschleunigen das. Die Kirche ist sicher überfordert von der Dimension und nicht geübt in demütigem Krisenmanagement. Da werden auch weiterhin putzige Dinge passieren. Ich freu mich drauf.

      2. Bestrebungen der Regierungen
      In unserem Land hat nicht nur die jetzige, konservative Regierung ein Interesse daran, durch das Instrument Familie die Bürger zu kanalisieren. Folglich haben Staat und Kirche in Teilbereichen übereinstimmende Interessen. Eine konsequente Abschaffung von Anachronismen wie Kreuzen in Schulen, Religionsunterricht und zwangsweiser Überweisung von Kirchensteuer ist längst überfällig. Dass die Politik in diesem Feld weitgehend nicht allzu aktiv ist, ist aus ihrer Sicht verständlich. Immerhin: Wir können uns zumindest teilweise wehren, da wir (selbst als Gläubige Menschen) mittels Kirchenaustritt von der Steuer befreit werden.

      3. Vergleich
      Jeder Vergleich hinkt — und der hier stolpert hoffentlich nicht: Im Gegensatz zu manch anderen Kulturkreisen ist es bei uns sooo übel gar nicht. Ich bin vor kurzem durch den Iran gereist und die Menschen waren dort extrem gestresst durch den religiösen Druck. Das macht die Situation der Missbrauchsopfer bei uns nicht besser — doch es kann sicher nicht schaden zu erkennen, wie unterschiedlich sich die jahrhundertelange Machtposition der Kirche entwickelt hat. Und so gut schlägt sich die Kirche bei uns schon lange nicht mehr.

      Über die Schuldfrage bezüglich der bei uns bekannt gewordenen Missbrauchsfälle muss man nicht diskutieren — sie ist eindeutig. Vergessen wir aber nicht, dass Menschen über Jahrzehnte ihre Kinder in diese Organisationen geschickt und ihnen vertraut haben. Ob die das nochmal machen würden? Wohl kaum, oder?

      Und genau hierin besteht Anlass zur Hoffnung. Diese massiven Verfehlungen der Kirchenmänner bieten endlich die Chance, dass auch weniger kritische Geister erkennen, was passiert. Wenn jetzt allerdings eine aufgebrachte Menge „kastrieren“ brüllt, dann schadet das — denn (neben der völligen Absurdität dieses Vorschlags, der Zustimmung nur aus nicht ernstzunehmenden, extremistischen Kreisen bekommen kann) es könnte einen Mitleidseffekt auslösen.

      Also: Die Situation mit kühlem Kopf nutzen — so wie es die Kirche auf sehr erfolgreiche Weise seit Jahrhunderten gegen die Menschen getan hat.

      -Frank

      • buchstaeblich Says:

        Es ist auch schwierig, die Institution Kirche in ihre Schranken zu weisen, in einem Land, in dem es C-Parteien gibt, und die obendrein auch noch regieren.

        Bleibt also abzuwarten, wie weit sich die überlebte Institution selbst demontiert.

  9. anna Says:

    Passieren wird, wie immer, nichts.

    • buchstaeblich Says:

      Immerhin verbreitet sich Stück für Stück das Wissen um das seinerzeit Geschehene.
      Dafür ist Weitertratschen ja gut.
      Und wenn die Betroffenen merken, dass sie Gehör finden, dass sich auch Nicht-Betroffene empören und auf ihrer Seite sind, dann ist das für sie – nehme ich an – vielleicht ein klitzekleines Bisschen besser als gar nichts.

  10. verhaltensoriginell Says:

    Das wirklich perverse, sind die Double Bind Geschichten die gerade bei den Missbräuchen der kath. Kirche heraus entstehen können, weil halt immer noch dieser Glaubensaspekt dabei ist, und so jemand doch nichts böses tut (aus den Augen und den Sichtweisen eines Kindes heraus gesehen).

    Es wird dem noch mehr folgen, an dem was man sich dort im Rahmen der Doppelmoral noch so alles geleistet hat, da bin ich mir recht sicher und es würde mich nicht wundern, wenn die Kirche dabei großen Schaden davon trüge. Es besteht wohl Hoffnung!

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