Musen sind unzuverlässige Gespielinnen:
Seit ein morgendliches Balkongespräch bei Kaffee und Kunstrasen vor mehr als einer Woche die Kopfgeburt eines Satzes hervorbrachte, wünsche ich mir eine Idee zu einer Geschichte, in die er hineinpasst.
Aber es kommt nichts. Rein gar nichts. Null, nischt, nothing, alles leer.
Ich könnte natürlich irgendeine Klisscheekiste drum herum aus meinen Fingerspitzen lutschen, aber das ist mir zu billig.
Bevor dieser Satz demnächst im cerebralen Nirvana versinkt, muss ich ihn aber trotzdem niederschreiben, damit ich nicht länger unter Mentalverstopfung leide, denn wichtige Datenleitungen sind derzeit durch ihn verstopft.
Und überhaupt: Muss ich denn als Rechtfertigung für einen schönen Satz gleich ein ganzes Werk verfassen?
Also bitte schön, ich schreibe dies vermaledeite Ding jetzt auf und wer Lust hat, ist eingeladen, ihn sich bei mir auszuborgen und selbst eine Geschichte drumherum zu klöppeln – solange ich Bescheid kriege und mitlesen darf, was ich zu schreiben verpasst habe: Dann habe ich etwas zum Schämen für die nächste Zeit.
Hier ist er:
Tauben flogen applaudierend auf.
Schlagwörter: Einladung, Geschichte, Satz, Schreiben, Tauben, Text
2. Juni 2008 um 5:45 am |
Habe ja keinen Vogel, aber trotzdem danke für das Angebot 😉
2. Juni 2008 um 6:18 am |
schönes Satz für ein Kopfkino 😉
2. Juni 2008 um 7:18 am |
Frag mal beim Taubenvergrämer nach. Der hat die dazu passende Geschichte bestimmt schon erlebt:
http://www.benefitz.de/
2. Juni 2008 um 7:46 am |
Ich vermute mal: Du guckst zu viele John Woo Filme! 😉
2. Juni 2008 um 8:49 am |
John who?
2. Juni 2008 um 9:07 am |
Rufus,
ich habe natürlich auch keinen Vogel. Bloß eine Meise unterm Pony.
2. Juni 2008 um 9:52 am |
@buchstäblich: Not who! Hu is the leader of China.
2. Juni 2008 um 10:01 am |
Hu ist nicht der Vorname von Herrn Stinetten? Ach!
2. Juni 2008 um 10:08 am |
Oh, schreib doch nicht solche Sachen, wenn ich gerade Tee trinke! 😀
Jetzt muss ich ’s PB trocken legen.
2. Juni 2008 um 1:26 pm |
Eieieieiei. Da gehen aber grade sehr viele Filme im Kopfkino in den Startmodus.
2. Juni 2008 um 1:31 pm |
Na dann: Tastatur anspitzen und los!
2. Juni 2008 um 11:13 pm |
Eine Geschichte, also jedenfalls ein Kurzgeschichte – ganz klugscheißend dahergesagt – schnappt den Leser beim Schnabel, zerrt ihn hinein, schüttelt ihn durch und lässt ihn dann zapelnd wieder fallen. Aufgreifen und Fallenlassen sollten etwas Allgemeines haben, etwas, das ihn packt und das Zwischendurchige tatsächlich emotional erleben lassen will. Dein Satz klingt trivialerweise nach Schluss. Nach Triumph, nach Erfolg. Aber du merkst ja selbst: Den will er nicht zulassen.
Also ist es ein Anfang:
Tauben flogen applaudierend auf. Max schlägt die Augen auf und will sich umsehen. Da fliegt ein dunkler Schatten heran. Noch einer, noch einer und noch einer. Minten dauert es, bis er die drohend stampfenden Kolben als Schuhe erkennt. Die seiner Mitmenschen. Welcher Mitmenschen? denkt sich Max. Habe ich jemals so etwas wie Fürsorge kennengelernt und nicht nur den Drang, ich selbst zu sein? Warum treten diese Schuhe nach mir? Warum lachen diese Stimmen über mich?
Das macht den Satz weder besser, noch brauchbarer, noch verstehbarer. Aber er hat eine Geschichte angestoßen.
3. Juni 2008 um 7:24 am |
Tauben flogen applaudierend auf. Das hatten sie gelernt, seit Taube Klaus vor einiger Zeit beim Applaudieren vom Ast gefallen war. Merke: Krallen dienen nicht nur zum Klatschen, sondern auch zum Fixieren!
3. Juni 2008 um 10:53 am |
(fliegt applaudierend auf)
Hey, es geht los: Fein!
Und es ist (mir zumindest) total egal, ob der Satz am Anfang, in der Mitte oder am Schluss steht, wenn er nur drinsteht.
3. Juni 2008 um 10:55 pm |
Ok: Die Tauben flogen applaudierend auf – sie waren die einzigen, die von dem jämmerlichen Gedudel naturgemäß Nichts mitbekommen hatten.
4. Juni 2008 um 8:55 am |
Das nenne ich Outing: Da sind die Tauben aber wahrlich aufgeflogen, Rufus!